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Erschienen in: Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaft 7-8/2023

Open Access 20.06.2023 | Originalbeitrag

Bedeutung großskaliger Rückbaumaßnahmen für die Minimierung der Sohleintiefung und des erforderlichen Geschiebeeintrags sowie zur Verbesserung der Morphodynamik und Ökologie an der Grenzmur

verfasst von: DI Dr. Mario Klösch, Ass.-Prof. PD DI Dr. Michael Tritthart, Ulrich Beikircher, DI Roman Dunst, Markus Eder, DI Stephan Senfter, Univ.-Prof. DI Dr. Dr. h.c. Helmut Habersack

Erschienen in: Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaft | Ausgabe 7-8/2023

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Zusammenfassung

Die Einengung und Begradigung des Flusslaufs der Mur entlang der Staatsgrenze zwischen Österreich und Slowenien (Grenzmur) erhöhten den Geschiebetransport, während Unterbrechungen des Sedimentkontinuums im Einzugsgebiet die Geschiebenachfuhr verringerten. Diese Rahmenbedingungen führten zu gravierenden morphologischen Veränderungen und damit einhergehenden ökologischen Beeinträchtigungen und technischen Problemen. Durch die Sohleintiefung droht zudem ein gänzlicher Verlust des geringmächtigen Kiesbetts und ein Sohldurchschlag in Sedimente des Tertiärs. Gleichzeitig ist die Grenzmur in einen großen zusammenhängenden Auwald eingebettet und flussabwärts ohne Kontinuumsunterbrechung mit der Drau und der Donau verbunden, sodass dieser Abschnitt über ein großes ökologisches Potenzial verfügt. Jedoch zeigten bisherige Maßnahmen nicht die erhoffte, längerfristige sohlstabilisierende Wirkung.
Im Rahmen des EU-Interreg-SI-AT-Projekts goMURra wurde ein neuer Managementplan erstellt. Als Ziele wurden ein dynamisches Gleichgewicht des Sedimenthaushalts, eine verbesserte Grundwassersituation, ein reduziertes Hochwasserrisiko und eine ökologische Verbesserung der Fluss- und Auenlandschaft definiert. Ziel der vorliegenden Studie war die Entwicklung entsprechender Maßnahmen.
Zunächst wurde anhand vereinfachender Werkzeuge und anhand historischer Karten der Raumbedarf für eine natürlichere Morphologie der Grenzmur abgeschätzt. Danach wurden unter Berücksichtigung der Raumwiderstände drei Maßnahmentypen entwickelt. Zugrunde lag eine Hypothese, wonach der Geschiebebedarf zur Stabilisierung der Sohllage mit Zunahme der Breite und Sinuosität abnimmt. Numerische Simulationen der Hydrodynamik und des Sedimenttransports sowie Modellversuche dienten der eingehenden Prüfung der Maßnahmentypen.
Die Modellläufe bestätigten die Verringerung der Geschiebetransportkapazität in den entwickelten Maßnahmentypen mit einer Reduktion von bis zu 56 %. Durch die Bereitstellung von mehr Platz für die Grenzmur würden die Kosten für eine dringend benötigte Geschiebezugabe gesenkt, während der ökologische Wert – am deutlichsten beim größten Maßnahmentyp – steigen würde.
Hinweise

Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.

1 Einleitung

Die Mur entlang der heutigen Grenze zwischen Österreich und Slowenien (Abb. 1a) bildete historisch eine dynamische Flusslandschaft, die zu einem großen Teil aus mehreren Flussarmen bestand (Abb. 1b) und ständig ihre Gestalt veränderte. Die Dynamik des verzweigt/gewundenen Flusslaufs bedeutete bei Hochwasser neben Überschwemmungen auch Laufverlagerungen. Insbesondere ein Bergsturz bei Vratja vas im 15. Jahrhundert verursachte eine Verlagerung der Grenzmur weg vom Hang der Windischen Bühel Richtung Nordosten (Lamprecht 1953, in Habersack et al. 2001a). Somit geriet die Grenzmur zunehmend in Konflikt mit den menschlichen Nutzungen entlang der Ufer (Landwirtschaft, Besiedelung, Müllerei). Beginnend im Mittelalter wurden lokale Regulierungen vorgenommen, bis die Grenzmur schlussendlich am Ende des 19. Jahrhunderts einer systematischen Regulierung unterworfen wurde (Hochenburger 1894). Die Regulierungsmaßnahmen führten zu einer starken Reduktion der Breite des Flussystems von bis zu 1200 m zu einem durchgehend 76 m schmalen Trapezgerinne und durch die Begradigung zu stark vergrößerten Radien (Abb. 1c), wodurch sich das Gefälle von ca. 1,2 ‰ auf 1,4 ‰ erhöhte (Habersack et al. 2001a).
War eine Erhöhung der Geschiebetransportkapazität zunächst erwünscht, um über eine selbsttätige Eintiefung der Sohle die Abflusskapazität zwischen den Uferböschungen zu erhöhen, so wurde die fortschreitende Sohlerosion – verstärkt durch die Errichtung von Wasserkraftwerken und Geschiebesperren im Einzugsgebiet – zunehmend zum Problem für die Anrainer:innen sowie für die an der Grenzmur beheimatete Fauna und Flora. Wasserbaulich wurde man zunehmend mit einer Unterspülung der Ufer und der daraus resultierenden Destabilisierung der Ufersicherungen konfrontiert. Die verringerte Speisung des Grundwasserkörpers durch die tiefer liegende Mur verursachte zum Teil Probleme für die Trinkwasserversorgung und für die Landwirtschaft. Die Einengung und Begradigung ging einher mit einem Verlust an einer Vielfalt von Gewässertypen und damit verbundenen Habitaten für Fauna und Flora (Abb. 2), und mit einer fortschreitenden Abtrennung der Au vom Gewässer durch eine schlechtere Anbindung der Mühlkanäle, seltenere Überschwemmungen und einem tieferliegenden Grundwasserspiegel.
Zwischen Vermessungsbeginn im Jahr 1974 und der Umsetzung der ersten größeren Renaturierungsmaßnahme bei Gosdorf im Jahr 2006 tiefte sich die Sohle im Mittel um 42 cm ein, was einer jährlichen Eintiefungsrate von 1,3 cm entspricht (Klösch et al. 2021). Knapp flussab von einer natürlichen Schwelle bei Gosdorf, die durch die Sohleintiefung zunehmend aus dem Flussbett ragt, wurde die größte Eintiefung gemessen (1,15 m im Zeitraum 1974 bis 2006, entspricht einer jährlichen Eintiefungsrate von 3,6 cm). In Habersack et al. (2001b) wurden Bohrungen im Vorland dazu verwendet, die Mächtigkeit der Kiesschicht des Quartärs und die Höhenlage der Grenze zum darunterliegenden, feineren Sediment des Tertiärs zu bestimmen. Dabei zeigte das Querprofil 114,840 (gemäß der im Wasserwirtschaftlichen Grundsatzkonzept der Ständigen Österreichisch-Slowenischen Kommission für die Mur (2001) verwendeten Kilometrierung) eine nur noch geringe Distanz zum Quartär, sodass bei fortschreitender Sohleintiefung mit einem Verlust des Kiesbetts, der Freilegung des Tertiärs und eventuell mit einem Sohldurchschlag (plötzliche, starke Erosion in das Tertiär) zu rechnen ist (Abb. 3).
Das im Jahr 2001 fertiggestellte Wasserwirtschaftliche Grundsatzkonzept (Ständige Österreichisch-Slowenische Kommission für die Mur 2001) entwarf Gegenmaßnahmen, die zumindest temporär durch eine künstliche Einbringung von Kies und das Zulassen von Ufererosion zu einer Stabilisierung der Sohle führen sollten. Dabei wurde neben der künstlichen Geschiebezugabe eine besondere Bedeutung der Erosion der kieshaltigen Ufer nach Uferrückbau beigemessen, die den Grenzmurabschnitt über einen längeren Zeitraum mit Geschiebe hätte versorgen und der Eintiefung der Sohle entgegenwirken sollen. Entsprechend umgesetzte Renaturierungsmaßnahmen zeigten jedoch nur ein geringes Ausmaß an eigendynamischer Ufererosion und wiederum eine starke Abhängigkeit des für Ufererosion notwendigen Aufweitungsdrucks vom Geschiebeeintrag von flussauf.
So verursachte das Hochwasserereignis vom 22. Juli 2012 mit einer Abflussspitze von 1228 m3s−1 (nahe einem 10-jährlichen Hochwasserereignis mit 1250 m3s−1) im geraden Uferabschnitt flussab eine laterale Erosion von nur etwa 1 m (Abb. 4, Habersack et al. 2013). Zudem wurde eingebrachtes Material in den regulierten Abschnitten zu schnell transportiert und aus dem Grenzmurabschnitt ausgetragen.
Eine Wirkung der nachfolgend umgesetzten Maßnahmen konnte zwar nachgewiesen werden (Klösch et al. 2011), erwies sich aber als kleiner als erwartet, und die Sohleintiefung setzte sich fort. Dabei weisen die geringe Mächtigkeit des verbliebenen Kieshorizonts und die gemessenen Erosionsraten auf einen akuten Handlungsbedarf hin.
Eine Fortsetzung der Querprofilvermessungen zeigte, dass die Sohleintiefung früher als erwartet wiedereinsetzte (Abb. 5). Gemäß der jüngsten Vermessung im Jahr 2018 erreichte die Sohle mit einer Höhe von 48 cm unter dem Niveau des Vergleichsjahres 1974 ein neues Rekordtief (Abb. 5a) und die Sedimentbilanzierung zeigte – unter Berücksichtigung der Geschiebezugaben – ein beschleunigtes Ausspülen des Sediments aus der Grenzmur (Abb. 5b).

2 Den Geschiebetransport bestimmende Parameter

Die Berücksichtigung vereinfachter Formeln für die Sohlschubspannung und den Geschiebetransport zeigen, dass der spezifische Geschiebetransport qs (m3 s−1 m−1) mit zunehmender Breite und Sinuosität abnimmt. Diesen Parametern sollte daher in Entwürfen neuer Maßnahmen besonderes Augenmerk geschenkt werden (Abb. 6).

3 Abschätzung des Raumbedarfs

Habersack und Klösch (2012) nannten vier verschiedene, grundsätzliche Möglichkeiten, Flussaufweitungen zu dimensionieren: Analyse historischer Karten, regimetheoretische Ansätze, ingenieurmäßige Berechnungsmethoden und numerische Simulationen. In der vorliegenden Studie wurden historische Karten und regimetheoretische Ansätze herangezogen und es wurde auf ingenieurmäßige Berechnungen von Habersack und Schneider (2000) zurückgegriffen. Die daraus abgeleiteten Maßnahmentypen wurden nachfolgend anhand numerischer Simulationen überprüft.

3.1 Analyse historischer Karten

Historische Analysen von Habersack und Schneider (2000) ergaben für den Zustand im Jahr 1817 ein mittleres Verhältnis von benetzter Breite zu Umlagerungsbreite von ca. 0,47, mittlere Radien der Flusskrümmungen von unter 379 m und eine Gerinneanzahl von bis zu 7 nebeneinander verlaufenden Gerinnen. In der vorliegenden Studie durchgeführte, ergänzende Analysen zeigten, dass einzelne Arme Breiten von bis zu 262 m erreichen konnten (Abb. 7), ohne dass an dieser Stelle Anlandungen zu Verzweigungen führten. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Darstellungen in historischen Karten Unsicherheiten unterworfen sind.

3.2 Regimetheoretische Ansätze

Anhand einer einfachen Berechnung in einem Trapezgerinne wurde für unterschiedliche Sohlbreiten die Wassertiefe berechnet und die Ergebnisse wurden in das von Ahmari und Da Silva (2011) weiterentwickelte Diagramm von Da Silva (1991) eingetragen (Abb. 8). Es ergibt sich eine Mindestbreite rund um ca. 220 m, die notwendig ist, um eine verzweigte Morphologie zu erhalten. Dementsprechend sollte für das Gerinne selbst (ohne Berücksichtigung eines Korridors zur Verringerung des Gefälles und für eine Möglichkeit zur lateralen Dynamik) eine Mindestbreite von 220 m zur Verfügung gestellt werden, um dynamische Aufzweigungen zu erhalten. Stellt man keine darüberhinausgehende Breite als Korridor zur Verfügung, würde diese Mindestbreite aber noch keine Möglichkeit für größere Laufverlängerungen bieten und somit nur eine kleine Gefällsverminderung bewirken.
Das Modell von Crosato und Mosselman (2009), das die Anzahl der Kiesbänke in einem Querschnitt berechnet, wurde zur Abschätzung der Mindestbreite für die Entstehung einer mittig liegenden Kiesbank verwendet. Im aktuellen regulierten Zustand würden im Falle eines dynamischen Gleichgewichts wenig stark ausgeprägte, alternierende Bänke auftreten. Sich flussmittig ausbildende Kiesbänke wären ab einer Breite von 111–124 m wahrscheinlich (Ergebnisse bei Verwendung des MJHQ bzw. des HQ5 als bettbildender Abfluss, mit einem Median der Korngröße von 26,9 mm). Unklar ist, wie hoch Bänke bei Erreichen dieser Breite aus dem Wasser ragen und auch größere Abflüsse aufteilen.
Zudem wurden durch eine Aneinanderreihung von Kreisbögen und eine Gerinnebreitenabschätzung mit der Regimegleichung von Parker et al. (2007) die Korridorbreiten abgeschätzt, die für die Ausbildung eines natürlichen Sohlgefälles notwendig sind. Es zeigte sich, dass sich erst durch eine stark erhöhte Laufverlängerung in einem Korridor von über 469 m Breite ein natürliches Gefälle bei natürlichen Radien der Flusskrümmungen erreichen ließe. Soll den Außenufern noch Bewegungsspielraum geboten werden, und wird dem Gerinne selbst eine Breite für Verzweigungen im Gerinne zugewiesen (z. B. die zuvor errechneten 220 m), so muss die Korridorbreite noch darüber hinausgehen.

3.3 Abschätzung der Mindestlänge

Erfolgt ein Rückbau nur über eine begrenzte Länge, so ist abhängig von der Aufweitungsbreite auch eine Mindestlänge zu berücksichtigen. Aus der Anwendung der Formeln von Hunzinger (1998) zur Mindestlänge von Flussaufweitungen wurde schlussendlich für eine aufgeweitete Breite von ca. 150 m eine Mindestlänge von ca. 1000 m vorgeschlagen.
Zu beachten ist, dass diese Werkzeuge anhand von Daten bzw. Theorien entwickelt wurden, die von einem dynamischen Gleichgewicht des Sedimenthaushalts ausgehen; ausreichende Sedimentzufuhr ist zur Erreichung der angestrebten Morphologie unumgänglich.

4 Festlegung des Maßnahmenkorridors

Im Rahmen des EU-Interreg-SI-AT-Projekts goMURra legten Senfter et al. (2021) einen Maßnahmenkorridor fest, welcher flussbaulichen Maßnahmen zur Verfügung stehen kann und die Erhaltung bzw. Initiierung von Morphodynamik ermöglichen soll. Zur Eingrenzung des Korridors stellten Senfter et al. (2021) folgende Kriterien auf:
  • Bestehende räumliche Beschränkungen („Raumwiderstände“) durch Siedlungen und hochrangige Infrastrukturen (Straßen, Energie- und Wasserversorgung etc.)
  • Topografische Eignung (Höhenlage zum Flussbett der Grenzmur)
  • Erforderliche Mindestlängen und -breiten von Flussaufweitungen
  • Grundbesitzverhältnisse (öffentlich, halböffentlich, privat)
  • Ausgeglichene Flächenverteilung Österreich–Slowenien

5 Erstellung von Maßnahmenvarianten

Ausgehend vom erhobenen Raumbedarf und der von Senfter et al. (2021) im Maßnahmenkorridor festgestellten Raumverfügbarkeit wurden drei Maßnahmentypen definiert. Alle drei Maßnahmentypen sprechen die für die Sohlstabilisierung entscheidenden Parameter (Gerinnebreite und Gefälle) je nach Größe des bereitgestellten Raums in unterschiedlichem Ausmaß an. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass mit zunehmender Größe des Maßnahmentyps die Geschiebetransportkapazität abnimmt, sodass der Geschiebebedarf zur Stabilisierung der Sohlhöhen sinkt. Die drei Maßnahmentypen können folgendermaßen charakterisiert werden:

5.1 Maßnahmentyp A

Hier wird das Gerinne durch Aufweitung des Hauptarms oder durch die Anlage eines Nebenarms auf durchschnittlich ca. 150 m verbreitert. Dabei bewirkt die Erhöhung der Gerinnebreite eine kleine Verringerung der Geschiebetransportkapazität. Das Gefälle wird dabei nicht oder nur sehr eingeschränkt verändert, sodass ein Beitrag einer Gefällsreduktion nur geringfügig vorhanden ist. Die erforderliche Menge an Geschiebe zur Stabilisierung der Sohlhöhen bleibt erwartungsgemäß hoch. Die Länge der Aufweitung ist begrenzt, erstreckt sich aber mindestens über einen Kilometer. Diese Mindestlänge stellt sicher, dass die Morphologie die zur Verfügung gestellte Breite auch annehmen kann. Hinsichtlich der aquatischen Habitate kann bei diesem Maßnahmentyp bereits von einer maßgeblichen Aufwertung ausgegangen werden, da sich durch die Bildung von Kiesbänken, Tiefstellen und Kolken eine deutlich größere Habitatvielfalt (Wassertiefen, Fließgeschwindigkeiten, Substratzusammensetzung) ausbildet. Semiterrestrische und vor allem terrestrische Habitate profitieren jedoch nicht in dem Umfang wie bei den großzügigeren Maßnahmentypen B und C.

5.2 Maßnahmentyp B

Hier wird ein durchgehender Korridor von ca. 220 m Breite zur Verfügung gestellt, der neben der vergrößerten Gerinnebreite auch ein leichtes Pendeln des Flusslaufs zulässt und durch die ermöglichte Sinuosität das Gefälle geringfügig verkleinert. Es wird von einer mittleren sohlstabilisierenden Wirkung der Maßnahme ausgegangen, und eine mittlere Menge an Geschiebezugabe wäre zur Haltung der Sohlhöhen notwendig. Neben den aquatischen Habitaten profitieren bei diesem Maßnahmentyp vor allem die semi-terrestrischen Habitate (Bereiche, welche im Mittel über einen Zeitraum von mehreren Tagen bzw. Wochen überströmt bzw. überstaut sind). Die vorwiegend terrestrischen Habitate (Auwald-Habitate) können sich noch nicht in dem Umfang wie beim Maßnahmentyp C ausbilden.

5.3 Maßnahmentyp C

Hier wird einem Gerinne mit ca. 220 m Breite ein übergeordneter Korridor mit größerer Breite bereitgestellt, der eine eigendynamische Entwicklung der Gerinnebreite zulässt, wie auch stärkere Laufverschwenkungen, die das Gefälle entscheidend verkleinern. Verbauungen wären hier nur, wenn notwendig, an außenliegenden Böschungen von Krümmungen vorzusehen. Bei der starken Erhöhung der Gerinnebreite bei gleichzeitig starker Reduktion des Gefälles ist von der größten sohlstabilisierenden Wirkung auszugehen, die die kleinste Geschiebedotation notwendig macht. Aufgrund des geringen Verbauungsgrads, der größten Flächen der unterschiedlichen Strukturen und der erwarteten Morphodynamik kann bei diesem Typ von der größten ökologischen Wirkung ausgegangen werden. Der Maßnahmentyp C erlaubt eine naturnahe Ausbildung der natürlichen Abfolge von aquatischen, semiterrestrischen und terrestrischen Lebensräumen in verschiedenen Sukzessionsstadien. Die Möglichkeit zur eigendynamischen Entwicklung des Flusslaufs im Maßnahmenkorridor ermöglicht weiters eine langfristige zeitliche Entwicklung von Erosions- und Anlandungsbereichen, welche beispielsweise auch Auwaldkomplexe mit Bestandsdauern von mehreren Jahrzehnten zulassen.

5.4 Maßnahmentyp 0

Zum Vergleich wurde auch ein Maßnahmentyp 0 definiert, bei welchem die Geometrie dem aktuellen Zustand entspricht, eine entsprechende Geschiebezugabe aber die Sohle stabilisiert. Gemäß der Hypothese wird angenommen, dass Typ 0 am meisten Geschiebezugabe zur Haltung der Sohlhöhen benötigt. Der Maßnahmentyp 0 ist nicht mit dem Istzustand zu verwechseln, da eine solche Geschiebezugabe aktuell fehlt und sich die Sohle eintieft.
Die Untergliederung in drei Typen diente der nachfolgenden numerischen Untersuchung der Wirkungen unterschiedlicher Größen von Maßnahmen. Je nach Raumverfügbarkeit können auch Zwischenformen für die Umsetzung in der Grenzmur gewählt werden. Abb. 9 fasst die Charakteristik und die erwartete Wirkung der Maßnahmen zusammen.

5.5 Umlegung der Maßnahmentypen auf eine Referenzstrecke

Diese Maßnahmentypen wurden auf einen ca. 6 km langen Abschnitt der Grenzmur bei Apače/Halbenrain übertragen und die möglichen morphologischen Strukturen von entwickelten Zielzuständen im Grundriss dargestellt (Abb. 10). Dieser Abschnitt wurde ausgewählt, da hier gemäß Raumwiderstandskarte von Senfter et al. (2021) alle drei Maßnahmen umsetzbar wären.
Die Grundrisse dienten in weiterer Folge der Ableitung von dreidimensionalen Geometrien. Dazu wurden in regelmäßigen Abständen von ca. 50 m Querprofillagen definiert, in welchen die Stationierungen der Wasseranschlagslinien sowie der Übergänge zu Flächen mit Pioniervegetation und Auwald abgelesen wurden. Zusätzlich wurden die wahrscheinlichen Lagen von Tiefstellen (Rinner, Kolke) übernommen. Mittels Berechnung von Wasserspiegelständen in den Querprofilen wurde die Tiefenverteilung so lange angepasst, bis die Wasseranschlagslinien vom mittleren Abfluss ungefähr an den Positionen in den Grundrissplänen zum Liegen kamen.
Für Typ 0 wurde angenommen, dass sich die Morphologie im Fall einer ausreichenden Geschiebezugabe aufgrund der engen Verbauung nur unwesentlich vom aktuellen Zustand unterscheidet. Dementsprechend wurde auf ein vorhandenes Geländemodell aus einer flächigen Vermessung im Jahr 2019 (durchgeführt im Rahmen des EU-Interreg-SI-AT-Projekts goMURra) zurückgegriffen.

6 Numerische Untersuchungen der Maßnahmenvarianten

6.1 Methoden

Die numerische Modellierung diente in weiterer Folge der Überprüfung der aufgestellten Hypothese, wonach eine Vergrößerung der Gerinnebreite und eine Verkleinerung des Gefälles sohlstabilisierend wirken und den Bedarf an Geschiebezugabe verkleinern, und ob sich diese Wirkung in den Maßnahmentypen A, B, und C widerspiegelt. Darüber hinaus sollten die benötigten Geschiebezugaben, wie auch andere Charakteristika der Maßnahmentypen, ermittelt und als Grundlage zur Bewertung der Maßnahmen quantifiziert werden.
Für die Analyse der Maßnahmenvarianten kamen unterschiedliche numerische Modelle zur Anwendung:
1.
Das dreidimensionale hydrodynamisch-numerische Modell RSim-3D (Tritthart 2005) ermöglichte durch die Berücksichtigung von Sekundärströmungen eine naturgetreue Nachbildung der Sohlschubspannungen, auf die aufgrund deren Bedeutung für den Geschiebetransport ein besonderes Augenmerk gelegt wird. Ergebnisse des hydrodynamisch-numerischen Modells erlauben auch die Auswertung ökologisch relevanter Größen, wie Verteilung der Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten.
 
2.
Das Sedimenttransportmodell iSed (Tritthart et al. 2011) verwendete in weiterer Folge die mittels RSim-3D errechneten Sohlschubspannungen, um auf eine Sedimenttransportkapazität und auch auf einen durchschnittlichen Bedarf an Geschiebe schließen zu können.
 
3.
Bei der Berechnung der Morphodynamik wurde für den Teil der Hydrodynamik aus Performancegründen auf das kommerziell erhältliche, zweidimensionale Modell Hydro_AS-2D (Nujic 1998) zurückgegriffen, das wiederum mit dem Sedimenttransportmodell iSed gekoppelt wurde.
 
4.
Repräsentativ für den gesamten Abschnitt sollte noch mittels Simulation der Hydrodynamik die mögliche Auswirkung der Maßnahmen auf die Hochwasserspiegelhöhen abgeschätzt werden. Dieser Untersuchung diente das eindimensionale hydrodynamisch-numerische Modell HEC-RAS (US Army Corps of Engineers, Hydrologic Engineering Center).
 

6.2 Strömungsvariablen

Die dreidimensionale hydrodynamisch-numerische Modellierung lieferte Verteilungen der Strömungsvariablen wie Fließgeschwindigkeiten und Sohlschubspannungen unter Berücksichtigung der Sekundärströmungen. Der Abfluss eines MJHQ wurde verwendet, um die Fließvariablen in den unterschiedlichen Maßnahmentypen zu vergleichen (Abb. 11). Bei Typ 0 zeigten sich durchgehend hohe Fließgeschwindigkeiten, die nur in der Nähe der Ufer kleinere Werte annehmen (Abb. 11a). Auch die Sohlschubspannungen weisen durchgehend hohe Werte auf, wobei entlang der Ufer keine höheren Werte zu erkennen sind, da die Begradigung des Gerinnes keine stärkeren Krümmungen und Prallufersituationen zulässt (Abb. 11b). Von dieser homogenen Verteilung der Sohlschubspannung ist zu erwarten, dass Geschiebe ohne viel Interaktion mit umgebendem Sediment durch den Abschnitt transportiert wird. Typ A zeigt hinsichtlich der Fließgeschwindigkeiten und der Sohlschubspannungen schon ein differenzierteres Bild. Die größere Breite und die Verteilung der Durchflüsse auf Haupt- und Nebenarme bewirken die Entstehung von ruhigeren, aber in der räumlichen Ausdehnung begrenzten Wasserbereichen.
In Typ B zeigt der zur Verfügung stehende Platz Wirkung, sodass sich Bereiche mit höherer und Bereiche mit geringerer Fließgeschwindigkeit abwechseln. Auch bei dem in Abb. 11 dargestellten Hochwasserabfluss ist ein großes Spektrum an Fließgeschwindigkeiten im Abschnitt vertreten, nur vereinzelt ragen auch hier Inseln über die Wasseroberfläche. Durch die Abfolge von Bereichen mit kleinen und großen Sohlschubspannungen ist innerhalb des Korridors mit ständigen Umlagerungen zu rechnen. Stärkere Sohlschubspannungen treten aber hauptsächlich entlang der befestigten Außenufer auf, wo statt natürlicher Seitenerosion mit Tiefenerosion zu rechnen ist, wodurch die Morphologie noch als beeinflusst anzusehen ist.
In Typ C ist der Effekt der zur Verfügung gestellten Breite auf die Fließgeschwindigkeitsverteilung am deutlichsten (Abb. 11). Es bilden sich großflächig Ruhigwasserbereiche, und durch die mehrfach über die Wasserspiegellage ragenden Inseln treten in den Strömungsschatten auch mehrere Stillwasserbereiche auf. Die größeren Fließgeschwindigkeiten sind in ihrem Auftreten stark reduziert. Die Sohlschubspannungsergebnisse in Typ C zeigen, dass sich hier auch höhere Durchflüsse im Flussbett ausbreiten können und ohne große Sohlbelastungen abgeführt werden. Gleichzeitig variieren die Sohlschubspannungen stark, sodass mit starker Sortierung des Substrats und mit hoher Morphodynamik zu rechnen ist. Aufgrund der Erodierbarkeit der Außenufer ändern sich die Rahmenbedingungen für die Morphologie laufend, wodurch auch nachhaltig mit großer Morphodynamik zu rechnen ist. Während in Typ 0 ein durchgehender Transport durch den Abschnitt zu erwarten ist, findet der Transport von Kies in Typ C gemäß der erhaltenen Verteilung der Sohlschubspannungen auf kleinerer räumlicher Skalenebene statt (von Rinner entlang eines Böschungsfußes zur nächsten Kiesbank).
Die mittlere Sohlschubspannung reduziert sich, verglichen mit dem aktuellen Zustand, um 24 % im Maßnahmentyp A, um 40 % in Typ B und um 51 % in Typ C. Diese Reduktion deutet bereits auf eine starke Änderung der Rahmenbedingungen für den Geschiebetransport hin. Weil sich aber die Größe der benetzten Fläche mit dem Maßnahmentyp ändert, der Geschiebetransport erst über einem Schwellenwert einsetzt und nichtlinear mit der Sohlschubspannung zusammenhängt, konnte erst die Sedimenttransportsimulation endgültige Aussagen zu den Unterschieden im Geschiebetransport liefern.

6.3 Geschiebetransportkapazität

Anhand der Modellierung der Geschiebetransportkapazität für 20 Durchflüsse und der Erstellung einer Geschiebetransportfunktion konnte die Gesamtgeschiebefracht für die am Pegel Mureck vorhandene Durchflussganglinie (1974 bis 2019) sowie eine mittlere Jahresfracht berechnet werden. Setzt man die Geschiebetransportkapazität mit dem Geschiebebedarf für einen ausgeglichenen Sedimenthaushalt gleich, so benötigt der Typ A um 9 %, der Typ B um 31 %, und der Typ C um 56 % weniger Geschiebeeintrag als die aktuelle Geometrie zur Haltung einer stabilen Sohllage (Abb. 12).

6.4 Geschiebeeffizienz

Es wurde vorhin festgestellt, dass die Geschiebetransportkapazität und somit der Geschiebebedarf zur Stabilisierung der Sohle mit der Größe der Maßnahme sinken. Diesen Geschiebebedarf kann man nun dem in Senfter et al. (2021) abgeschätzten Materialgewinn bei der Maßnahmenumsetzung gegenüberstellen. Größere Maßnahmenumsetzungen, besonders jene für Typ C, stellen größere Mengen an Geschiebe für die Geschiebedotation zur Verfügung, die gleichzeitig aufgrund einer kleineren Geschiebetransportkapazität langsamer ausgetragen werden.
Aus dem Verhältnis zwischen den in den verschiedenen Maßnahmentypen gewonnenen Kubaturen zum jeweiligen Geschiebebedarf lässt sich eine Wirkungsdauer der Maßnahmen errechnen (Abb. 13). Demnach hätte eine Umsetzung gemäß Typ C die längste Wirkung: Eine Umsetzung der Maßnahme des Typs C über einen Kilometer würde den Geschiebebedarf eines gesamten Typ-C-Abschnitts von bis zu ca. 14 Jahren decken, während bei Typ 0 kein Material gewonnen wird und von Beginn an ca. 45000 m3 pro Jahr an Geschiebe zugeliefert oder zum Teil durch verbesserte Durchgängigkeit von flussauf zur Verfügung gestellt werden müssten.
Im Wechselspiel mit der Zugabe ist in den Jahren nach der Maßnahmenumsetzung in Typ A, B und C die Entstehung höherer Sohllagen zu erwarten, die den neuen Rahmenbedingungen entsprechen. Ein entsprechender Materialbedarf zur Entwicklung dieser neuen Sohlhöhen wurde in der Errechnung der Wirkungsdauer nicht berücksichtigt. Auch wurde der Feinsedimentanteil, welcher nicht bettbildend ist, nicht von der einzubringenden Kubatur abgezogen. Das Ausmaß dieser Anteile wäre bei den Maßnahmenumsetzungen gesondert zu ermitteln.
Eine längere Wirkungsdauer des eingebrachten Geschiebes in größeren Maßnahmen macht sich auch bemerkbar, wenn man die Transportgeschwindigkeiten von Sediment in den unterschiedlichen Maßnahmentypen analysiert. Klösch und Habersack (2018) verwendeten Tracerversuche von Habersack et al. (2013) für eine Analyse der Geschiebegeschwindigkeiten zweier Korngrößen an der Grenzmur. Aus diesen Ergebnissen wurde für die gegenständliche Untersuchung eine Formel für die Geschiebegeschwindigkeit an der Grenzmur abgeleitet. Die Maßnahmentypen wurden durch Trapezgerinne mit den für die Typen charakteristischen Breiten nachgebildet und die auftretenden Sohlschubspannungen berechnet. Basierend auf der Geschiebegeschwindigkeit hätte aus dem Vorland gewonnenes Zugabematerial der Korngröße 24,8 mm (entspricht für die Formelanwendung einer b‑Achsenlänge von 28 mm) in Typ 0 im Zeitraum seit Umsetzung der Maßnahme Gosdorf ca. 33 km zurückgelegt, in Typ A nur ca. 16 km, in Typ B ca. 6 km und in Typ C nur ca. 2400 m (Abb. 14a). Aus diesen Werten ergibt sich für die Länge des Grenzmurabschnitts eine Aufenthaltszeit dieser Korngröße von ca. 13 Jahren bei aktueller Gerinnegeometrie, während sich die Aufenthaltszeit bei Typ A, B und C auf 26 Jahre, 73 Jahre bzw. 175 Jahre erhöhen würde.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Geschiebetransport in der aktuellen Geometrie und dem Geschiebetransport in den aufgeweiteten Varianten ist der Austausch von Sedimenten durch morphodynamische Prozesse. Während das Geschiebe in der aktuellen Geometrie das Gerinne ohne Interaktion mit dem Umland durchwandert, erlauben größere Gerinnebreiten einen lateralen Geschiebetransport und somit Erosion von Sediment an der einen und Ablagerung an anderer Stelle (Abb. 15). Besonders wenn Ufererosion und damit auch seitliche Verlagerungen zugelassen werden, wird Sediment über längere Zeiträume zwischengespeichert. Durch das ständige Umarbeiten der Sohle wird Entwicklungen wie starker Deckschichtbildung oder auch der Kolmation entgegengewirkt.

7 Maßnahmenvorschlag

Abhängig von der Raumverfügbarkeit im von Senfter et al. (2021) definierten Maßnahmenkorridor können die Maßnahmentypen aneinandergereiht werden, um die ökologischen und technischen Ziele des Managementplans zu erreichen (Abb. 16). Langfristig ist zusätzlich zu den Maßnahmen eine erhöhte Durchgängigkeit des Sediments aus dem Einzugsgebiet anzustreben.

8 Schlussfolgerungen

Aktuelle Vermessungen der Sohle der Grenzmur zeigten, dass die Sohleintiefung nach einer unerwartet kurzen Wirkung der bisherigen Rückbaumaßnahmen wiedereinsetzte. Durch den geringen Abstand der Kiessohle zum darunterliegenden Tertiär droht ein baldiger Verlust des Kiesbetts und ein eventueller Sohldurchschlag. Im bilateralen EU-Interreg-SI-AT-Projekt goMURra wurden im Rahmen der Erstellung eines neuen Managementplans neue Maßnahmen entworfen. Eine Studie der relevanten Parameter, eine Vordimensionierung des Raumbedarfs, wurden der im selben Projekt von Senfter et al. (2021) entwickelten Raumwiderstandskarte gegenübergestellt und Maßnahmentypen entworfen. Numerische Untersuchungen bestätigten die aufgestellte Hypothese, wonach mit zunehmender Breite und Sinuosität die Geschiebetransportkapazität und die somit notwendige Zugabe von Geschiebe zur Stabilisierung der Sohle sinkt bzw. die Geschiebeeffizienz steigt. Zudem wird bei größeren Maßnahmenumsetzungen mehr Material für Geschiebezugaben verfügbar gemacht. Aus der Kombination einer hohen Geschiebeeffizienz bei gleichzeitig hoher Materialverfügbarkeit lässt sich aus großskaligen Rückbaumaßnahmen (wie dem hier dargestellten Typ C) die mit Abstand am längsten anhaltende Wirkung ableiten. Die mithilfe eines dreidimensionalen Modells simulierten Verteilungen der Wassertiefen, Fließgeschwindigkeiten und der Sohlschubspannung lassen zudem erwarten, dass mit zunehmender Maßnahmengröße der ökologische Benefit durch heterogenere Verteilungen der Strömungsvariablen steigt und dieser Benefit in Typ C am größten ist. Die Umsetzung dieses größten Maßnahmentyps zwischen Gosdorf und Radkersburg sollte zeitlich prioritär behandelt werden. Damit würde der Bereich mit der größten Sohleintiefung und zusätzlich dem am Abschnittsbeginn geringen Abstand zum Tertiär von weniger als 0,5 m stabilisiert und morphologisch verbessert werden. Gleichzeitig würde die Maßnahme für den flussauf anschließenden Abschnitt, in welchem die Eintiefung den Abstand zum Tertiär ebenso bereits stark verringerte, eine wirkungsvolle Stützfunktion ausüben.

9 Ausblick

Numerische Modelle könnten durch Limitierungen in der Darstellung der Hydrodynamik und des Sedimenttransports (beispielsweise durch die notwendige, räumliche Diskretisierung) in ihrer Aussagekraft eingeschränkt sein. Physikalische Modellversuche stellen durch den realen Prozessablauf unter Berücksichtigung von Skalierungseffekten eine vielversprechende Ergänzung zu den numerischen Untersuchungen dar, wie beispielsweise bei der Untersuchung von Geschiebezugaben und Laufverschwenkungen an der Grenzmur (Abb. 17). Durch die Verfügbarkeit entsprechend großer Durchflüsse von bis zu 10 m3 s−1 ohne Pumpen und räumlicher Gegebenheiten – wie im neuen Wasserbaulabor der Universität für Bodenkultur Wien – können auch bei flussmorphologischen Modellen Skalierungseffekte klein gehalten und die Aussagekraft der Modelle erhöht werden.

Danksagung

Die dargestellten Untersuchungen wurden im Rahmen des EU-Interreg-SI-AT-Projekts „goMURra“ (kofinanziert vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung – ERDF) und des EU-Interreg-DTP-Projekts „lifelineMDD“ (kofinanziert aus ERDF, IPA) durchgeführt. Dank gebührt den Kolleg:innen der Steiermärkischen Landesregierung, insbesondere Tanja Schriebl, Cornelia Jöbstl und Rudolf Hornich, den Kolleg:innen der Wasserdirektion der Republik Slowenien, insbesondere Gasper Zupančič, Petra Repnik, Suzana Stražar und Sabina Zaja, den Kolleg:innen von REVITAL Integrative Naturraumplanung GmbH, insbesondere Klaus Michor und Martin Unterlercher, sowie Christine Konradi und Oliver Rathschüler von freiland Umweltconsulting ZT GmbH und vielen weiteren Kolleg:innen, die mit ihren Beiträgen in Workshops und bei anderen Gelegenheiten mitgewirkt haben. Bei Robert Schatzl vom Hydrographischen Dienst des Landes Steiermark bedanken wir uns zusätzlich für die Bereitstellung hydrographischer Daten sowie bei Andreas Breuss von der Baubezirksleitung Südoststeiermark für die Bereitstellung von Fotos.
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Literatur
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Metadaten
Titel
Bedeutung großskaliger Rückbaumaßnahmen für die Minimierung der Sohleintiefung und des erforderlichen Geschiebeeintrags sowie zur Verbesserung der Morphodynamik und Ökologie an der Grenzmur
verfasst von
DI Dr. Mario Klösch
Ass.-Prof. PD DI Dr. Michael Tritthart
Ulrich Beikircher
DI Roman Dunst
Markus Eder
DI Stephan Senfter
Univ.-Prof. DI Dr. Dr. h.c. Helmut Habersack
Publikationsdatum
20.06.2023
Verlag
Springer Vienna
Erschienen in
Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaft / Ausgabe 7-8/2023
Print ISSN: 0945-358X
Elektronische ISSN: 1613-7566
DOI
https://doi.org/10.1007/s00506-023-00967-9

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