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Free Access 2022 | Free Access | Buchkapitel

„Die Corona-Pandemie hat den Digitalisierungsdruck erhöht“: Transformation

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Zusammenfassung

Interviewt wurde: Ioannis Tsavlakidis ist Bereichsvorstand Consulting in Deutschland und Head of Advisory der EMA Region bei KPMG. Er ist seit 30 Jahren in der Beratung tätig
Interviewt wurde: Ioannis Tsavlakidis ist Bereichsvorstand Consulting in Deutschland und Head of Advisory der EMA Region bei KPMG. Er ist seit 30 Jahren in der Beratung tätig (Abb. 1).
Die Corona-Pandemie setzt Unternehmen auf ganz unterschiedliche Art unter Druck, auch bei der Digitalisierung. Warum diese die aktuelle Krise als historische Chance sehen sollten, um sich resilient und zukunftssicher aufzustellen, sagt Experte Ioannis Tsavlakidis im Gespräch.
Springer Professional: Inwiefern hat sich durch Corona die Digitalisierung beschleunigt?
Ioannis Tsavlakidis: Das tiefgreifende Ereignis Corona-Pandemie hat den Digitalisierungsgrad von Unternehmen schonungslos offengelegt und den Digitalisierungsdruck erhöht. Je nach Branche und Geschäftsmodell wurden Firmen unterschiedlich davon getroffen. Unternehmen mit einem fortgeschrittenen digitalen Reifegrad waren besser vorbereitet als diejenigen, die noch am Anfang stehen. Erstere waren daher während des Shutdowns deutlich widerstandsfähiger. Sie konnten auf den Ausfall der direkten Kundeninteraktion sowie Lieferkettenengpässe schneller reagieren. Auch bei Nachfragerückgängen und Produktionsstopps gelang es ihnen, mithilfe von digitalen Tools und automatisierten Prozessen Kosten dynamisch zu reduzieren. Unternehmen mit einem Online-Vertrieb und Kollaborationssoftware konnten Kunden nachhaltig an sich binden und kommen sogar gestärkt aus der Krise hervor.
Inwieweit hängen der Digitalisierungsgrad und die Krisenresilienz von Unternehmen zusammen?
Unternehmen mit einem hohem Digitalisierungsgrad haben eine höhere Krisenresilienz, überstehen eine Krise gut, erholen sich schnell und gehen gestärkt daraus hervor. Die Herausforderungen variieren nach Branche, weshalb es sektorspezifischer Lösungen bedurfte. Zwei Beispiele: Mit Hilfe von Robotic Process Automation (RPA) haben wir unsere Kunden unterstützt, Formulare für die Beantragung von Kurzarbeitsgeld zu automatisieren. Diese Funktion kann auch bei künftigen Krisen genutzt werden, um staatliche Hilfe unkompliziert zu erhalten. Für Unternehmen mit komplexen Lieferketten hat es sich hingegen gelohnt, ihre Lieferkette zu analysieren und durch digitale Lösungen transparenter zu machen. Mit Echtzeit-Tracking-Tools lässt sich verfolgen, wo sich Ware befindet. So lassen sich zeitnah Schwachstellen identifizieren und Störungen verhindern.
Welche Chancen ergeben sich in der Corona-Krise daraus für Unternehmen?
Alle Organisationen – von der Kommune bis zum Konzern – sollten jetzt ihr aktuelles Geschäftsmodell und ihre Prozesse hinterfragen, um die Digitalisierung ganzheitlich anzugehen und nachhaltig im Unternehmen zu verankern. Bei Unternehmen haben sich Kundenbedürfnisse verändert und damit auch die Art, wie Unternehmen ihnen begegnen müssen. Das trifft insbesondere auf den Handel zu. E-Commerce Plattformen werden in der New Reality weiter an Bedeutung gewinnen, denn Konsumenten haben die Erfahrung gemacht, dass so gut wie alles im Internet per Mausklick verfügbar ist. In der New Reality wird dieser Anspruch noch stärker werden. Daher ist es wichtig, dass Entscheider nicht nur an kurzfristige, sondern langfristige Lösungen denken, um auch zukünftig im Wettbewerb bestehen zu können. Das ist eine historische Chance, sich resilient und zukunftssicher aufzustellen.
Welche Lehren lassen sich aus dem Jahr 2020 im Allgemeinen und aus der Corona-Krise im Speziellen in Zukunft für die Digitalisierung von Unternehmen noch ziehen?
Unternehmen konnten nicht wie üblich mit ausgeklügelten, erprobten und abgesicherten Konzepten agieren, sondern mussten schnell mit pragmatischen Lösungen reagieren. Es zeichnet sich ab, dass die Corona-Krise jenen Unternehmen einen Vorteil bietet, die auch bislang konsequent in ihre digitale Transformation investiert haben. Die Digitalisierung weiter vorantreiben, die Widerstandsfähigkeit erhöhen, Zusammenarbeitsmodelle intern und extern überdenken, um agil und standortunabhängig zu funktionieren – alle diese Aktivitäten ermöglichen eine bessere Ausgangslage für zukünftige Herausforderungen.
Welche Digitalisierungsthemen sollten Unternehmen unbedingt angehen und warum?
Wir haben die Umfrageergebnisse aus einer Befragung von mehr als 3900 Teilnehmern ausgewertet. Ein zentrales Resultat ist, dass ein hoher Digitalisierungsgrad entlang der gesamten Wertschöpfungskette essenziell ist. Potentiale für Digitalisierung liegen in Prozessautomatisierung, Cloud-Nutzung, Kostenoptimierung entlang der Wertschöpfungskette, Cyber Security, digitalem Vertrieb, Human Resources und Lieferantenmanagement. Welche Themen ein Unternehmen davon angehen sollte, hängt primär von Geschäftsmodell und Branche ab. So können beispielsweise produzierende Unternehmen mithilfe von automatisierten Lagerbestandsüberwachungen die Abhängigkeit zu Lagerstätten reduzieren. Unternehmen mit Endkundenbeziehungen können mithilfe von Chat Bots und Kollaborationssoftware ihren Kontakt mit Kunden aufrechterhalten.
Grundlegend sollten Unternehmen die Bereitschaft der Mitarbeiter zur Veränderung fördern. Dazu gehören, die frühzeitige Einarbeitung in neue Systeme und veränderte Abläufe, Schulungen oder transparente Change-Kommunikation. Zudem sollte eine digitale IT-Infrastruktur vorhanden sein, um den Technologieeinsatz zu ermöglichen. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheit sollten Entscheidungsträger deswegen bereits heute die kommenden Jahre ins Auge fassen: Was in der Krise funktioniert, hat sicher auch danach einen Mehrwert. Dieses Momentum sollten alle nutzen und Transformationsprozesse weiterführen.
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Metadaten
Titel
„Die Corona-Pandemie hat den Digitalisierungsdruck erhöht“: Transformation
verfasst von
Andrea Amerland
Copyright-Jahr
2022
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-39452-3_7

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