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2023 | Buch

Empirische Bildungsforschung

Aktuelle Themen der Bildungspraxis und Bildungsforschung

herausgegeben von: Birgit Spinath

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : Meet the Expert: Wissen aus erster Hand

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Über dieses Buch

Sind Jungen die neuen Bildungsverlierer?

Werden die Deutschen immer dümmer?

Hat PISA die Schulen besser gemacht?

Entscheiden sich die Richtigen für ein Lehramtsstudium?

Diese und weitere Themen sind gesellschaftlich hoch relevant. Täglich berichten Medien über Bildung - mal mehr, mal weniger fundiert. Oft wird dabei ein überpointiertes, verzerrtes Bild gezeichnet, so dass es schwer ist, sich eine eigene Meinung zu bilden. Das vorliegende Buch greift aktuelle Themen aus Bildungsforschung und Bildungspraxis auf und stellt in kurzer, übersichtlicher Form den Forschungsstand dar. Sie lernen nicht nur die Fakten, sondern auch die Personen kennen, die sich diesen Fragen in Forschung und Praxis widmen. Zu diesem Zweck wurden Interviews mit Expertinnen und Experten geführt, die in diesem Buch nachzulesen sind, aber auch als Videos angeschaut werden können. Zu Wort kommen führende Bildungsforscherinnen und –forscher aus Psychologie, Erziehungswissenschaft, Soziologie und Bildungsökonomie.

Zielgruppe

Das Buch kann von allen mit Gewinn gelesen werden, die sich für Bildung interessieren. Studierende verschiedener Fachrichtungen, Referendarinnen und Referendare sowie Lehrerinnen und Lehrer finden in diesem Buch viele Themen, die ihre Arbeit direkt betreffen. Die Lektüre kann auch Grundlage für eine Seminargestaltung in Fächern sein, die sich mit Bildungsforschung beschäftigen (Psychologie, Erziehungswissenschaft, Soziologie, Bildungsökonomie, Empirische Bildungsforschung etc.). Durch den Interview-Stil ist das Buch angenehm zu lesen und daher auch als Freizeitlektüre geeignet.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Bildungsqualität von Schule

Frontmatter
1. Sind Jungen die neuen Bildungsverlierer?
Zusammenfassung
Die Frage, ob Jungen die neuen Bildungsverlierer sind, stellt sich, seit sich ab den 1990er-Jahren die Befunde verdichteten, dass Mädchen die besseren Schulnoten und höherwertigen Schulabschlüsse aufweisen. Dies gilt jedoch nur für Länder, die nach Gleichberechtigung der Geschlechter streben, während in stark patriarchischen Gesellschaften typischerweise Jungen die besseren schulischen Leistungen aufweisen. Unterschiedliche Bildungserfolge von bestimmten Teilpopulationen gelten stets als Warnsignal für mögliche Bildungsungerechtigkeit. Daher sind Geschlechtsunterschiede im schulischen Erfolg Gegenstand intensiver Forschungsbemühungen.
Ursula Kessels
2. Hat PISA die Schulen besser gemacht?
Zusammenfassung
Seit sich Deutschland flächendeckend an den internationalen Schulleistungsuntersuchungen beteiligt, was erst sehr spät, nämlich 1995 der Fall war, werden die Ergebnisse von Studien wie TIMSS und PISA in den Medien berichtet und kommentiert. Da fast jeder ein Interesse daran hat, dass Schulen gute Arbeit leisten, werden die Ergebnisse dieser Studien in der Öffentlichkeit wahrgenommen und diskutiert. Die Bildungspolitik wird an den Ergebnissen gemessen und begründet Entscheidungen über Reformen mit Rückgriff auf diese Studien. Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern sind ganz unmittelbar mit den Auswirkungen dieser Reformen konfrontiert und haben nicht selten Zweifel an der Sinnhaftigkeit der eingeleiteten Maßnahmen. Manche Kritik wirft den Schulleistungsuntersuchungen vor, sie hätten die Schulen nicht nur nicht besser, sondern sogar schlechter gemacht. Um diese und weitere kritische Sichtweisen auf internationale Schulleistungsuntersuchungen unter die Lupe zu nehmen, werden im Folgenden eine Bildungsforscherin und ein Bildungsforscher befragt, die an den PISA-Studien sowie der damit verbundenen Beratung der Bildungspolitik maßgeblich mitwirken.
Petra Stanat, Hans Anand Pant
3. Sind Lehrerinnen für die „Bildungskrise“ der Jungen verantwortlich?
Zusammenfassung
In vielen Ländern ist die Mehrheit der Lehrkräfte in Schulen weiblich. Es gibt die These, dass dies zu einer Feminisierung der Schulen geführt hat, dass also weibliche Lehrpersonen eine andere Schulumwelt schaffen, als Männer dies tun. Diese sogenannte Feminisierung der Schulen wird als eine Ursache für das seit einiger Zeit zu beobachtende schlechtere Abschneiden von Jungen hinsichtlich formaler Bildungsindikatoren, wie Schulnoten und Zugang zu höherwertigen Bildungsgängen, angesehen (vgl. hierzu auch das Interview mit Prof. Ursula Kessels inKap. 1). Sind weibliche Lehrpersonen schädlich für männliche Schüler? Um diese Frage beantworten zu können, muss zunächst festgestellt werden, ob und in welcher Hinsicht die viel zitierte Bildungskrise der Jungen überhaupt besteht. In einem zweiten Schritt muss untersucht werden, ob ein Zusammenhang zwischen dem Geschlecht der Lehrperson und den Leistungen von Schülerinnen und Schülern besteht. Falls dies so sein sollte, müsste man in einem dritten Schritt die Mechanismen untersuchen, durch die dieser Zusammenhang zustande kommt.
Martin Neugebauer
4. Brauchen wir eine neue Unterrichtskultur?
Zusammenfassung
Nachdem durch die internationalen Schulleistungsuntersuchungen festgestellt worden war, dass die Leistungen deutscher Schülerinnen und Schüler nicht zufriedenstellend ausfielen, galt es, die Ursachen dafür zu ergründen. Studien wie PISA machen lediglich eine Momentaufnahme des Leistungsstandes, können jedoch kaum etwas über die Ursachen aussagen. Hier muss die empirische Bildungsforschung mit Studien ansetzen, die den Unterricht ins Visier nehmen, um zu verstehen, wodurch sich erfolgreicher von weniger erfolgreichem Unterricht unterscheidet. Dass die Lehrperson mit ihren Kompetenzen und Überzeugungen dabei eine große Rolle spielt, gilt unter Laien wie Expertinnen und Experten als sichere Annahme. Welche Kompetenzen, Unterrichtsmethoden und Rahmenbedingungen jedoch mit welchen Wirkungen verknüpft sind, ist empirisch überraschend schlecht abgesichert. Ist Frontalunterricht gut oder schlecht? Wie funktioniert Binnendifferenzierung, und was bringt sie? Müssen wir Unterricht komplett neu denken? Diese und weitere Fragen werden in der Debatte um bessere schulische Ausbildung immer wieder diskutiert. Im Folgenden ist der aktuelle Stand der Forschung zusammengefasst.
Mareike Kunter

Soziale Ungleichheit

Frontmatter
5. Wie können wir die Ursachen sozialer Ungleichheit verstehen?
Zusammenfassung
Soziale Ungleichheit ist aufgrund der wachsenden Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen als gesellschaftliches Problem aktueller denn je. Ungleichheit muss per se noch kein Problem sein. Jedoch kann aus Ungleichheit leicht Ungerechtigkeit werden, wenn es etwa um Bildungschancen und soziale Partizipation geht. Daher ist soziale Ungleichheit eines der klassischen Forschungsfelder der Soziologie. Auch die Psychologie beschäftigt sich mit Ungleichheit. Insbesondere die Differenzielle Psychologie macht es sich zur Aufgabe, die Art, das Ausmaß und die Entstehung von individuellen Unterschieden zu verstehen. Dazu nutzt sie unter anderem die Methode der Verhaltensgenetik, durch die festgestellt werden kann, in welchem Ausmaß sich interindividuelle Unterschiede auf unterschiedliche genetische Ausstattung zurückführen lassen. Tatsächlich ist inzwischen für wichtige psychische Merkmale wie Intelligenz, Persönlichkeit und Motivation eine erhebliche genetische Mitbedingtheit nachgewiesen worden. Um die Ursachen sozialer Ungleichheit verstehen zu können, müssen diese individuellen Unterschiede und ihre Entstehung mit berücksichtigt werden. Zu diesem Zweck ist eine transdisziplinäre Zusammenarbeit von Soziologie und Psychologie erforderlich.
Martin Diewald, Rainer Riemann
6. Werden die Deutschen immer dümmer?
Zusammenfassung
Immer wieder wird von verschiedenen Personen die provokante These vertreten, dass ganze Nationen verdummen würden (z. B. Herrnstein und Murray, The bell curve. Intelligence and class structure in American Life, 1994; Sarrazin, Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen, 2010). Diese These wird dazu benutzt, weitreichende gesellschaftliche Maßnahmen zu propagieren, die nicht auf Bildung, sondern unter anderem auf Auslese oder Eugenik setzen. Daher ist es von besonderer Bedeutung, den Wahrheitsgehalt dieser These zu beurteilen. Die zugrunde liegende Argumentation stützt sich zum einen auf den Befund, dass Intelligenz zu einem substanziellen Anteil erblich ist, was tatsächlich so ist. Zum anderen stützt sie sich auf die Tatsache, dass die Geburtenraten über die sozioökonomischen Schichten ungleich verteilt sind und dass die Zuwanderung in ein Land häufig durch Personen mit niedrigem sozioökonomischem Status erfolgt. Da auch diese Annahmen zutreffend sind, scheint die Verdummungsthese plausibel. Tatsächlich ist jedoch das Gegenteil der Fall: In hochentwickelten Ländern ist im letzten Jahrhundert ein deutlicher Anstieg der gemessenen Intelligenz verzeichnet worden, kein Abfall. Im folgenden Interview wird erläutert, warum die Verdummungsthese trotz der zu ihrer Untermauerung herangezogenen Fakten nicht haltbar ist.
Elsbeth Stern
7. Wie stark trägt das gegliederte Schulsystem zur sozialen Ungleichheit bei?
Zusammenfassung
Einer der überraschendsten und für viele auch erschreckendsten Befunde der ersten PISA-Erhebung 2000 war, dass in keinem anderen Land der Zusammenhang zwischen schulischen Leistungen der Kinder und dem soziökonomischen Status des Elternhauses so eng war wie in Deutschland. Wenngleich die Assoziation von soziökonomischem Status und Schulleistung nicht per se ein Anzeichen von Ungerechtigkeit im Bildungssystem ist, so gilt dies doch für einen außerordentlich starken Zusammenhang. In der Folge galt es zu klären, was die Ursachen für diesen starken Zusammenhang waren. Es liegt nahe, dazu die Besonderheiten des deutschen Schulsystems, wie die Gegliedertheit nach Schultypen, die frühe Trennung der Schülerschaft nach der 4. Klasse sowie die Art der Übergangsentscheidungen, als Ursachen in den Blick zu nehmen. Im Folgenden wird der aktuelle Forschungsstand dazu beleuchtet, inwiefern das gegliederte Schulsystem zur sozialen Ungleichheit beiträgt.
Ulrich Trautwein
8. Was sind die Kosten versäumter Bildungschancen?
Zusammenfassung
Bildung ist eine der wichtigsten Möglichkeiten zur Verringerung von sozialer Ungleichheit. Je früher im Lebenslauf ungleiche Bildungschancen ausgeglichen werden, desto stärker sollten die Effekte auf das spätere Leben sein. Umso erstaunlicher ist es, dass Deutschland im internationalen Vergleich wenig in die frühkindliche Bildung investiert und es nur wenige vorschulische Angebote gibt. Die Bildungsökonomie beschäftigt sich unter anderem mit der Frage nach der Effizienz von Investitionen in die Bildung. Welche Rendite erhält der Einzelne oder die Gesellschaft von Investitionen in die frühkindliche Bildung? Lassen sich die angenommenen Effekte frühkindlicher Bildung tatsächlich nachweisen? Wer nimmt die Angebote in Anspruch und wer nicht? Welche Anreize müssen geschaffen werden, damit die Angebote angenommen werden? Welche Effekte werden für das neu eingeführte Betreuungsgeld erwartet? Diese und weitere Fragen werden im folgenden Interview beantwortet.
C. Katharina Spieß

Qualität hochschulischer Bildung inklusive Lehrerbildung

Frontmatter
9. Nach der Bologna-Reform: Was bedeuten die neuen Studiengänge für die Qualität der Hochschullehre?
Zusammenfassung
Die Bologna-Erklärung aus dem Jahre 1999 hat zu großen Veränderungen an den Hochschulen geführt. Kaum jemand weiß jedoch genau, wie es zu der Bologna-Erklärung kam und was diese besagt. Was waren die Ziele der Erklärung, und inwiefern wurde diese erreicht? Hat die Reform die Studienbedingungen verschlechtert, wie vielfach zu hören ist? Sind Studierende heute durch ihr Studium belasteter und lernen schlechter als zu Zeiten von Diplomstudiengängen? Sind Bachelorabsolventen/innen billige Arbeitskräfte? Welche Auswirkungen haben die neuen Studiengänge auf Hochschullehrende und die Art, wie gelehrt wird? Hat sich die Qualität der Hochschullehre durch die Bologna-Reform verschlechtert statt verbessert? Diese und weitere Fragen werden im folgenden Interview beantwortet.
Ulrich Teichler
10. Entscheiden sich die Richtigen für ein Lehramtsstudium – und wer sind die Richtigen?
Zusammenfassung
„Auf die Lehrer kommt es an“ ist ein Credo, das auch durch die empirische Bildungsforschung gut gestützt wird. Genauso verbreitet ist die Wahrnehmung, dass sich in Deutschland nicht immer die Richtigen für ein Lehramtsstudium entscheiden und somit viele Lehrerinnen und Lehrer für ihren Beruf nicht oder nicht optimal geeignet sind. Ist das tatsächlich so? Wer entscheidet sich für ein Lehramtsstudium und warum? Sollte es eine stärkere Auswahl zu Studienbeginn geben und wenn ja, wie könnte diese aussehen? Kann zu diesem frühen Zeitpunkt – das Abitur wird nach der Verkürzung der Schulzeit heute schon im Alter von 17 Jahren erworben – bereits festgestellt werden, wer die Eignung zum Lehrerberuf besitzt und wer nicht? Wie muss die Lehrerbildung reformiert werden, um Studierende auf die zukünftigen Anforderungen vorzubereiten? Warum ist die Lehrerbildung eine Dauerbaustelle? Diese und weitere Fragen werden im folgenden Interview beantwortet.
Ewald Terhart
Metadaten
Titel
Empirische Bildungsforschung
herausgegeben von
Birgit Spinath
Copyright-Jahr
2023
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-65631-0
Print ISBN
978-3-662-65630-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-65631-0

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