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18.09.2023 | Erneuerbare Energien | Interview | Online-Artikel

„Ohne Künstliche Intelligenz kein Wachstumskurs“

verfasst von: Frank Urbansky

3:30 Min. Lesedauer

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Regionale und regenerative Energieangebote können auch im kleinen Maßstab börsenähnlich mit Hilfe von KI gehandelt zum Endkunden werden. Wie das geht, erzählt Mario Weißensteiner, CEO des Berliner Öko-Energie-Anbieters stromee.

SpringerProfessional: Wie akquirieren Sie Ihre Erzeuger?

Mario Weißensteiner: Das läuft meistens über unser Anmeldeformular oder Empfehlungen von bestehenden Erzeugern. Aber auch über Partner, die Anlagen an uns vermitteln. Im Zuge von Projekten gehen wir auch gern auf ausgewählte Erzeuger zu, um diese aktiv anzuwerben. In der Projektierungsphase arbeiten wir auch frühzeitig mit Entwicklern zusammen und können mittels PPA-Zusagen bei der Finanzierung der Anlage unterstützen. Wir merken außerdem, dass immer mehr Anlagenbetreiber auch proaktiv auf uns zugehen und sich für unseren Marktplatz interessieren.

Wie sieht der durchschnittliche stromee-Kunde aus?

Der durchschnittliche stromee-Kunde möchte selbst über seine Nachhaltigkeit entscheiden können und legt Wert auf Regionalität. Er nimmt also eine aktive Rolle in der Gestaltung und im Vorantreiben der Energiewende ein. Unsere Kunden sind Menschen, die für bewussten Energiekonsum stehen und denen unser Klima nicht egal ist. Neben Ökostrom möchten sie clevere und digitale Lösungen nutzen, um ihren Alltag energieeffizienter zu gestalten und ihren CO2-Fußabdruck zu verkleinern.

Dazu braucht es einen Vermittlungsprozess zwischen Erzeugern und Stromkunden. Wie läuft der ab?

Die Erzeuger melden sich auf dem Marktplatz an und wählen ihre Marktplatzprämie. Wir erhalten Bilder der Anlage und interessante Infos über die Entstehung oder die Beweggründe unserer Erzeuger, die wir unseren Kunden auf dem Marktplatz zur Verfügung stellen. Dort können sich die Kunden dann über die stromee-Website den Erzeuger wählen, der ihnen am besten gefällt. Von ihm erhalten sie ihren Ökostrom. stromee übernimmt dabei den Einkauf des Stroms vom Erzeuger und die Lieferung des Stroms an die Endkunden.

Welche Rolle spielt dabei die KI?

Ohne Künstliche Intelligenz könnten wir unseren aktuellen Wachstumskurs nicht umsetzen. Bei stromee arbeiten wir in diesem Bereich mit einem darauf spezialisierten Startup zusammen. Damit möchten wir auf der einen Seite Entlastung für unsere Mitarbeiter schaffen und Ressourcen für komplexere Aufgaben freigeben. Auf der anderen Seite möchten wir per KI neue Möglichkeiten und Technologien integrieren, um das Thema Strom und Energieversorgung für unsere Kunden so angenehm und unkompliziert wie möglich zu gestalten.

Welche Vorteile bietet KI in einem börsenähnlichen Geschäft wie Ihrem?

Das Energiegeschäft wird immer dynamischer und unterliegt zum Teil drastischen Schwankungen. Das hat die Energiekrise uns in der jüngsten Vergangenheit bereits eindrücklich gezeigt. Das hat viel damit zu tun, erzeugte Energie und genutzte Energie in Einklang zu bringen. Da stehen sich die Vielverbraucher, wie Wärmepumpen und E-Autos, und die dynamischen erzeugenden Erneuerbaren Energien einander gegenüber. Hier kann KI bei der Planung und Verschiebung der einzelnen Lasten mit statistischen Modellen enorm unterstützen. Natürlich gepaart mit smarten Steuerungen.

Sie planen einen Gastarif. Wird dafür Biogas verwendet?

Für den Start bieten wir keinen Biogas-Tarif an. Hier ist das Angebot auch eher undurchsichtig und vor allen Dingen ist Biogas auch kein Garant für größere Nachhaltigkeit, weil der Begriff nicht geschützt ist. Bei Biogas kann es sich also auch um eine Mischung mit konventionellem Erdgas handeln. Ein weiteres Problem bei Biogas ist, dass es nicht in ausreichender Menger verfügbar ist. Wir legen bei uns deshalb den Fokus darauf, dass unser Produkt „Mein Ökogas“ 100 Prozent klimaneutral ist. Wir können nicht verhindern, dass bei Gas CO2 entsteht, aber wir können dafür sorgen, dass wir das entstandene CO2 kompensieren. Das ist auch unser Anspruch. Aktuell ist unser Marktplatz nur für Stromtarife aufgebaut. Perspektivisch können wir hier natürlich auch überlegen, diesen für Gasangebote auszuweiten und zum Beispiel die unterschiedlichen CO2-Kompensationsprojekte zu präsentieren.

Stromee in Zahlen

Installierte Leistung Biogas: 3.400 kW
Installierte Leistung Wind: 4.000 kW
Installierte Leistung PV: 4.700 kW

Vertrieb 2022: 37.552 MWh
Prognose: Verdoppelung für 2023 erwartet

Kunden: 8200 Kunden

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