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2021 | Buch

Journalistisches Handeln in der Skandalberichterstattung

Eine handlungstheoretische Analyse aus der Perspektive von Politik- und Sportkommunikatoren

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Über dieses Buch

Skandale sind zweifellos ein wichtiges Korrektiv innerhalb demokratischer Gesellschaften. Gleichzeitig kritisieren Sozialwissenschaftler den verstärkten Einsatz von Skandalisierungen als Mittel im massenmedialen Aufmerksamkeitswettbewerb sowie beobachtbare Personalisierungs- und Boulevardisierungstendenzen der Berichterstattung, die langfristig zu dysfunktionalen Effekten in der Bevölkerung wie einem Überdruss an Skandalen, Abstumpfungseffekten und gesellschaftlicher Instabilität führen können. Die Autorin zeigt aufbauend auf einem strukturell-individualistischen Modell sowie leitfadengestützten Experteninterviews mit Journalisten verschiedener Mediengattungen und Ressorts, wie unterschiedliche interne und externe Bedingungen die Handlungsentscheidung von Journalisten in Skandalsituationen beeinflussen und wie Einzelhandlungen verschiedener Akteure in ihrer Aggregation zu unerwünschten gesellschaftlichen Folgeeffekten führen können. Die Ergebnisse der Arbeit sollen zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen und negativen Folgeeffekten zunehmender medialer Skandalisierung durch eine Sensibilisierung der Akteure entgegenwirken.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Die Autorin zeigt in ihrer Dissertation aufbauend auf einem strukturell-individualistischen Modell sowie leitfadengestützten Experteninterviews mit Journalisten verschiedener Mediengattungen und Ressorts, wie unterschiedliche interne und externe Bedingungen die Handlungsentscheidung von Journalisten in Skandalsituationen beeinflussen und wie Einzelhandlungen verschiedener Akteure in ihrer Aggregation zu unerwünschten gesellschaftlichen Folgeeffekten führen können. Die Ergebnisse der Arbeit sollen zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen und negativen Folgeeffekten zunehmender medialer Skandalisierung durch eine Sensibilisierung der Akteure entgegenwirken.
Natascha Wehlisch
Kapitel 2. Skandale und die Besonderheiten von medialen Skandalen
Zusammenfassung
Auch wenn Skandale heute zwangsläufig in den Medien stattfinden und losgelöst von ihnen kaum mehr vorstellbar sind, ist der Skandal kein Phänomen, das erst mit der Entwicklung der Massenmedien aufgekommen ist. Vielmehr beschäftigen Skandale schon seit vielen Jahrhunderten die Gesellschaft und haben zu zahlreichen Umschwüngen und Zäsuren in ihrer Entwicklung geführt. Trotz seiner langen Geschichte und Bedeutung für die Gesellschaft ist der Skandal international lange Zeit von den Sozialwissenschaften weitgehend unbeachtet geblieben.
Natascha Wehlisch
Kapitel 3. Methodologischer Individualismus und Rational Choice Theorie
Zusammenfassung
Im methodologischen Individualismus werden soziale Phänomene und Prozesse stets als das Resultat von menschlichen Entscheidungen und Handlungen betrachtet. James S. Coleman, einer der Hauptvertreter dieses Programms und Begründer der „Colemanschen Badewanne“, charakterisiert den von ihm favorisierten Erklärungsansatz als „explaining the behavior of the system by recourse to the behavior of its parts“.
Natascha Wehlisch
Kapitel 4. Untersuchungsanlage
Zusammenfassung
Zur Untersuchung der genannten Forschungsfragen wurde ein qualitatives Forschungsdesign gewählt. Es handelt sich dabei um eine qualitative Triangulationsstudie, welche die Methode der Gruppendiskussion mit leitfadengestützten Experteninterviews kombiniert. In diesem Kapitel soll in einem ersten Schritt das Gesamtkonzept des qualitativen Forschungsansatzes – also die Integration des theoretischen Vorwissens sowie die Methodik der Triangulation – vorgestellt werden, bevor im zweiten Schritt die methodischen Vorgehensweisen der Gruppendiskussion als explorativer Vorstudie sowie der leitfadengestützten Experteninterviews als Hauptuntersuchung im Detail dargestellt werden.
Natascha Wehlisch
Kapitel 5. Gruppendiskussion als explorative Voruntersuchung
Zusammenfassung
Solange die handlungstheoretischen Überlegungen nicht auf den Journalismus und insbesondere nicht auf das journalistische Handeln im Skandal bezogen werden, bleiben sie abstrakt und wenig aussagekräftig in Bezug auf die vorliegende Fragestellung. In Kapitel fünf und sechs sollen diese Überlegungen deshalb exploriert und mit den Einschätzungen von Expertengruppen in Verbindung gebracht werden. Die Gruppendiskussion dient dabei der Exploration von Deutungen der Journalisten.
Natascha Wehlisch
Kapitel 6. Handlungsanalyse – Zusammenführung von theoretischen Erkenntnissen und Expertenaussagen
Zusammenfassung
Nachdem mit der Gruppendiskussion explorativ Erkenntnisse zu Handlungsbedingungen in Skandalsituationen, der Bewertung verschiedener Handlungsoptionen sowie der Einschätzung möglicher Handlungskonsequenzen gesammelt wurden, soll mithilfe der qualitativen Daten der Experteninterviews eine detaillierte Analyse des journalistischen Handelns in Skandalsituationen erfolgen. Im Sinne des methodologischen Individualismus wird in den folgenden Abschnitten in drei Analyseschritten das Handeln von Journalisten in Skandalsituationen genauer unter die Lupe genommen und bestehende Erkenntnisse im Sinne der Integration theoretischen Vorwissens mit den Ergebnissen der Expertenbefragung zusammengeführt.
Natascha Wehlisch
Kapitel 7. Triangulation
Zusammenfassung
In der vorliegenden Untersuchung wurden zwei qualitative Methoden – Gruppendiskussion und Experteninterview – für die Triangulation gewählt. Die Kombination dieser beiden Methoden bietet sich deshalb für die Triangulation an, weil Gruppendiskussionen auf einer interaktiven Ebene ansetzen, während Einzelinterviews auf die individuelle Perspektive fokussieren und somit zwei verschiedene Blickwinkel in die Untersuchung einfließen können. Die Ergebnisse beider Untersuchungen werden in einem ersten Schritt in ein Handlungsmodell, basierend auf dem MFS nach Esser (2001) und Kroneberg (2009, 2011), integriert.
Natascha Wehlisch
Kapitel 8. Logik der Aggregation und die Erklärung sozialer Phänomene und Prozesse
Zusammenfassung
Mit Hilfe des dargestellten Handlungsmodells auf Basis der Frame-Selektions-Theorie lässt sich das Handeln einzelner Journalisten in Skandalsituationen gut nachvollziehen. Für die Erklärung von Makroeffekten, wie die Entstehung des Skandals, oder sozialer Prozesse, wie der Zunahme medialer Skandalisierung, reicht die Handlungstheorie alleine jedoch nicht aus, da das Handeln der Journalisten stets in sozialen Situationen stattfindet, in denen weitere Akteure vorkommen. Dies sind neben anderen Journalisten, u. a. Rezipienten, Skandalisierte oder Informanten, die sich „wechselseitig als handlungsfähige, entscheidende und daher im Prinzip auch zu strategischen Überlegungen fähige und bereite ‚Subjekte‘ wahrnehmen“.
Natascha Wehlisch
Kapitel 9. Gesamtfazit und Ausblick
Zusammenfassung
Skandale sind ein sehr vielschichtiges Phänomen. Sie können einerseits positive gesellschaftliche Funktionen erfüllen, indem sie auf wichtige Missstände aufmerksam machen, den Diskurs darüber fördern und so zu deren Beseitigung beitragen. Andererseits stößt eine rein funktionalistische Betrachtung des Skandals schnell an ihre Grenzen, da Skandale oftmals im politischen Machtkampf instrumentalisiert werden, ihre Folgen für die skandalisierten Personen in einigen Fällen nicht im Verhältnis zum begangenen Fehlverhalten stehen, regelmäßig auch Unschuldige mit einem Skandal überzogen werden, während Schuldige davon kommen und der Skandal als Institution vielfach unerwünschte Nebenfolgen mit sich bringt.
Natascha Wehlisch
10. Erratum zu: Journalistisches Handeln in der Skandalberichterstattung
Natascha Wehlisch
Backmatter
Metadaten
Titel
Journalistisches Handeln in der Skandalberichterstattung
verfasst von
Natascha Wehlisch
Copyright-Jahr
2021
Electronic ISBN
978-3-658-36135-8
Print ISBN
978-3-658-36134-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36135-8