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08.05.2024 | Mikromobilität | Im Fokus | Online-Artikel

Wie nachhaltig ist Mikromobilität?

verfasst von: Dieter Beste

3:30 Min. Lesedauer

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Mikromobilität ist eine sinnvolle Ergänzung zum Pkw und ÖPNV, besonders in Städten sind E-Bike, E-Scooter und Co. immer häufiger anzutreffen. Doch wie steht es um deren Umweltbilanz?

Der Großteil der weltweiten verkehrsbedingten CO2-Emissionen stammt von Straßenfahrzeugen, die global 12 % der gesamten Treibhausgasemissionen im Jahr 2021 verursachten. Damit ist der Straßenverkehr nach der Kohleverstromung der zweitgrößte Verursacher von CO2- Emissionen. Die Hauptquelle der Verkehrsemissionen sind Pkw.

Können gemeinschaftlich genutzte E-Scooter und E-Bikes die Emissionen städtischer Verkehrssysteme verringern? Um diese Frage zu beantworten, hat das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) eine Studie durchgeführt, in der Fallstudien aus sechs Städten (Berlin, Düsseldorf, Paris, Stockholm, Melbourne und Seattle) präsentiert und Daten von 4.167 Nutzern ausgewertet wurden. Die Daten hat der Mikromobilitätsanbieter Lime auf Grundlage eines vom Fraunhofer ISI entwickelten Fragebogens erhoben und zur Verfügung gestellt. 

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01.06.2024 | Im Fokus

Mikromobilität - Mehr als nur Spielzeug

Mikromobilität schickt sich an, das Stadtbild zu verändern. Seit wenigen Jahren sorgen besonders die elektrisch angetriebenen Roller, die E-Scooter, für Aufregung - im Positiven wie im Negativen. Auf ihren Wegen konkurrieren sie mit Fußgängern, dem traditionellen Fahrrad oder dem neu hinzugekommenen Lastenfahrrad.

Potenzial zur CO2-Reduzierung ist vorhanden

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die neueste Generation geteilter E-Scooter und E-Bikes tatsächlich dazu in der Lage ist, den Netto-Treibhausgasausstoß in den untersuchten Städten zu verringern. Der Nettoeffekt ergibt sich aus der Differenz zwischen den in Gramm gemessenen LCA-Emissionen (Ökobilanz, Life Cycle Assessment, LCA) pro Personenkilometer (pkm) des geteilten Mikromobilitätsmodus und denen jener Verkehrsmittel, die die Menschen genutzt hätten, wenn geteilte E-Scooter und E-Bikes nicht zur Verfügung gestanden hätten. Die Analyse wurde für die jeweiligen Verkehrssysteme in jeder der sechs untersuchten Städte durchgeführt.

Die größten Effekte geteilter E-Scooter wurden in Melbourne (-42.4 g/pkm) und Seattle (-37.7 g/pkm) beobachtet, was sich durch eine wesentlich höhere CO2-Intensität der dort für den öffentlichen Verkehr und Elektroautos verwendeten Elektrizität im Vergleich zu europäischen Städten erklären lässt. Aber auch in Düsseldorf (-22,1 g/pkm), Paris und Stockholm (jeweils -20,7 g/pkm) zeigen sich Auswirkungen auf die Emissionen; während E-Scooter in Berlin niedrigere Reduzierungen aufweisen (-14,8 g/pkm).

In allen sechs Städten fällt die Treibhausgaseinsparung bei geteilten E-Bikes geringer aus als bei geteilten E-Scootern. Deutliche Einsparungen beim Treibhausgasausstoß werden für Düsseldorf (-20,4 g/pkm), Paris (-15,4 g/pkm), Seattle (-15,2 g/pkm) und Melbourne (-13,7 g/pkm) angenommen, während die geschätzten Emissionen für Berlin ansteigen (+13,0 g/pkm). Dies lässt sich dadurch erklären, dass der Anteil von Fahrten mit geteilten E-Bikes als Ersatz für motorisierte Verkehrsmittel geringer, die Diebstahlrate etwas höher und die Nutzungsintensität im Vergleich zu geteilten E-Scootern geringer ist.

Mobilität durch moralische Appelle ändern?

Mikromobilität kann also ein Teil der Lösung sein, um Verkehrsinfarkte in Städten zu vermeiden. Auch können E-Scooter und E-Bikes dazu beitragen, den Verkehr in den Städten nachhaltiger zu gestalten. Da stellt sich die Frage, ob dies allein den Marktkräften überlassen bleibt – oder ob Verhaltensänderungen bei den Verkehrsteilnehmern auch bewusst angestoßen werden können. Ein Feldexperiment des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ging deshalb der Frage nach, ob sich die Pkw-Nutzung im Rahmen eines betrieblichen Mobilitätsbudgets durch soziale Vergleiche und kleine gezielte Aufforderungen reduzieren lässt.

341 Probanden – allesamt Beschäftigte eines großen deutschen Unternehmens – erhielten in dem Experiment über einen Zeitraum von acht Wochen E-Mails von ihrem Arbeitgeber. Darin wurde zufällig ausgewählten Mitarbeitern mitgeteilt, ob sie mehr oder weniger für öffentliche Verkehrsmittel ausgeben als andere Mitarbeiter. Bei anderen zufällig ausgewählten Empfängern wurde dieser soziale Vergleich durch den moralischen Appell ergänzt, aus Klimaschutzgründen doch bitte bevorzugt öffentliche Verkehrsmittel oder andere klimafreundliche Verkehrsmittel zu nutzen.

Anhand der Veränderung der Mobilitätsausgaben konnten die Forscher einen signifikanten Effekt dieser Informationen auf die individuelle Verkehrsmittelnutzung nachweisen. "Die Kombination aus sozialen Vergleichen und moralischen Appellen trägt insbesondere zur Senkung der Autonutzung bei", sagt Wolfgang Habla, Mitautor der Studie: "Parallel dazu steigen die Nutzung von Mikromobilität, beispielsweise von E-Scootern oder Bike Sharing."

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