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2022 | OriginalPaper | Buchkapitel

Kinderarbeit und neoimperiale Lebensweise im Zeitalter der Globalisierung

Miki Mistratis The Dark Side of Chocolate

verfasst von : Claudia Lillge

Erschienen in: Arbeit – Job – Beruf

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Miki Mistratis Dokumentation The Dark Side of Chocolate wendet sich einem Bereich von Kinderarbeit zu, der mit Kinderverschleppung, Kinderhandel und Kinderversklavung einhergeht. Der Regisseur gibt denen, die sich selbst nicht oder nur schwer zur Wehr setzen können, im Sinne einer für den Dokumentarfilm durchaus genretypischen I speak about them to you-Rhetorik eine Stimme. Mistratis Film, dies zeigt der vorliegende Beitrag, dient der Aufklärung und Politisierung seines Publikums. Im Zuge dessen entwirft er eine weltweite Konnektivität zwischen einem ‚Hier‘ und einem nicht mehr unbestimmten, sondern nunmehr sehr konkreten ‚Anderswo‘. Ferner propagiert er Kinderschutz vor Kinderarbeit als globale Aufgabe aller Kulturen und weltweites Programm.

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Fußnoten
1
William Blake: The Chimney Sweeper. In: The Complete Poetry and Prose of William Blake. Hg. v. David V. Erdman. 3. Aufl. New York [u. a.] 1988, S. 10.
 
2
Der erste und zugleich eindringlichste zeitgeschichtliche Bericht über Kinder, die als Kaminkehrer arbeiteten, wurde vom House of Commons in Auftrag gegeben und als „Parliamentary Document“ vorgelegt. House of Commons. Report from the Committee on Employment of Boys in Sweeping of Chimneys. London 1817.
 
3
Zu denken wäre hier etwa an die Tessiner Kaminkehrerkinder („Spazzacamini“), die noch bis 1950 als ‚lebende Besen‘ nach Norditalien verkauft wurden. Das Schicksal dieser Kinder hat Elisabeth Wenger in einer 2010 erschienenen Dokumentation dargelegt. Vgl. Elisabeth Wenger: Als lebender Besen im Kamin. Einer vergessenen Vergangenheit auf der Spur. Norderstedt 2010. Aufmerksamkeit erhielt diese Form der Kinderarbeit zudem durch das bekannte, später auch verfilmte zweiteilige Kinderbuch Die schwarzen Brüder. Abenteuer eines kleinen Tessiners (1940 und 1941) von Lisa Tetzner.
 
4
Der Aufgabenbereich der ILO wird auf der Homepage der Organisation näher ausgeführt: „Die internationale Arbeitsorganisation (ILO) ist die älteste Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Hauptsitz in Genf. Sie ist zuständig für die Entwicklung, Formulierung und Durchsetzung verbindlicher internationaler Arbeits- und Sozialstandards. Hauptziele der ILO sind die Förderung von menschenwürdiger Arbeit, sozialer Sicherung und die Stärkung des sozialen Dialogs.“ Online im Internet unter URL: https://​www.​ilo.​org/​berlin/​lang--en/​index.​htm (Stand: 8.09.2020).
 
5
Zu den genannten Zahlen vgl. die aktuellen Angaben der ILO. Online im Internet unter URL: https://​www.​ilo.​org/​berlin/​presseinformatio​nen/​WCMS_​752497/​lang--de/​index.​htm (Stand: 8.09.2020).
 
6
Anthony Giddens: Die Konsequenzen der Moderne. 2. Aufl. Frankfurt am Main 1995, S. 215.
 
7
Ebd.
 
8
Ebd., S. 85.
 
9
Mel van Elteren: Conceptualizing the Impact of US Popular Culture Globally. In: Journal of Popular Culture 30.1 (1996), S. 47–89, hier S. 54 f.
 
10
Ulfried Reichardt: Globalisierung. Literaturen und Kulturen des Globalen. Berlin 2010, S. 42.
 
11
Ebd., S. 40.
 
12
Ulrich Brand/Markus Wissen: Imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen Kapitalismus. 3. Aufl. München 2017, S. 43 f. In Abgrenzung zu Ulrich Brand und Markus Wissen halte ich es für treffender von ‚neoimperialer‘ Lebensweise zu sprechen, um historisch präziser zu fassen, dass nicht von der Zeit des ‚klassischen Imperialismus‘ (oder: ‚Hochimperialismus‘) die Rede ist, sondern eine Entwicklung nach der Auflösung der Kolonialreiche gemeint ist. Vgl. in diesem Zusammenhang auch: Intan Suwandi: Value Chains. The New Economic Imperialism. New York 2019. Vgl. ferner: Robert Biel: The New Imperialism. Crisis and Contradictions in North/South Relations. London [u. a.] 2000.
 
13
International Labour Office: Gefährliche Kinderarbeit: Leid und Lösung. Was wir wissen – was wir tun müssen. Coburg 2012, S. 22.
 
14
Vgl. ebd.
 
15
Ebd., S. 23.
 
16
Ebd., S. 25.
 
17
Stephan Lessenich: Neben uns die Sintflut. Die Externalisierungsgesellschaft und ihr Preis. 3. Aufl. München 2020, S. 64. Lessenich führt dazu ferner aus: „Es geht um den Einblick in Zusammenhänge, die Einsicht in Abhängigkeiten, in globale Beziehungsstrukturen und Wechselwirkungen – in die Relationalität des Weltgeschehens. Es geht um die andere Seite der westlichen Moderne, um ihr ‚dunkles Gesicht‘, um ihre Verankerung in den Strukturen und Mechanismen kolonialer Herrschaft über den Rest der Welt. Es geht um Reichtumsproduktion auf Kosten und um Wohlstandsgenuss zulasten anderer, um die Auslagerung der Kosten und Lasten des ‚Fortschritts‘. Und es geht um eine weitere, dritte Geschichte: um die Abwehr des Wissens um eben diese Doppelgeschichte, um deren Verdrängung aus unserem Bewusstsein, um ihre Tilgung aus den gesellschaftlichen Erzählungen individuellen und kollektiven ‚Erfolgs‘.“ Ebd., S. 17.
 
18
Der Sachverhalt, den der Film aufarbeitet, ist auf der Homepage der Produktionsfirma des Films (True Vision) dargestellt. Vgl. online im Internet unter URL: https://​truevisiontv.​com/​films/​details/​90/​slavery-a-global-investigation (Stand: 8.09.2020).
 
19
„Yet much of the chocolate you buy still starts with child labor.“ Mit diesem Befund ist ein am 5. Juni 2019 überschriebener Artikel der Washington Post überschrieben, in dem die Journalisten Peter Whoriskey und Rachel Siegel zusammen mit dem Fotografen Salwan Georges über den seit 2000 unabgeschlossenen Kampf gegen Kinderarbeit auf Kakaoplantagen berichten. Laut diesem Bericht ist die Sachlage nach wie vor erschreckend: Obwohl Schokoladenhersteller wie Nestlé, Mars und Hershey bereits 2001 einem Abkommen zur Beendigung von Kinderarbeit zugestimmt hatten, wurden die verabredeten Zielvorgaben bisher nicht erreicht. Kinderarbeit ist demnach kein Problem der Vergangenheit, sondern der unmittelbaren Gegenwart. Peter Whoriskey u. Rachel Siegel: Cocoa’s Child Laborers. In: The Washington Post (5.06.2019). Online im Internet unter URL: https://​www.​washingtonpost.​com/​graphics/​2019/​business/​hershey-nestle-mars-chocolate-child-labor-west-africa/​ (Stand: 8.09.2020).
 
20
Den Film frei zugänglich in das Internet zu stellen, ist zweifellos Teil seiner Aufklärungs- und Distributionspolitik. Vgl. online im Internet unter URL: https://​www.​youtube.​com/​watch?​v=​7Vfbv6hNeng (Stand: 8.09.2020).
 
21
Bill Nichols: Introduction to Documentary. 3. Aufl. Bloomington 2017, S. 1.
 
22
Ebd., S. 5.
 
23
Ebd., S. 6.
 
24
Ebd., S. 7.
 
25
Vgl. dazu auch die Darstellung der Kampagne „Make Chocolate Fair!“, die sich auf das Zeitfenster 2013–2020 bezieht. Online im Internet unter URL: https://​de.​makechocolatefai​r.​org/​themen/​menschen-und-arbeitsrechtsver​letzungen (Stand: 8.09.2020).
 
26
Philip McMichael: Commentary. Food Regime for Thought. In: The Journal of Peasant Studies 43.3 (2016), S. 648–670, hier S. 651.
 
27
Annika Hanauska: Detektiv. In: Handbuch Kriminalliteratur. Theorien – Geschichte – Medien. Hg. v. Susanne Düwell, Andrea Bartl, Christof Hamann u. Oliver Ruf. Stuttgart 2018, S. 224–231, hier S. 224.
 
28
Helmut Heißenbüttel: Spielregeln des Kriminalromans. In: Der Kriminalroman. Zur Theorie und Geschichte einer Gattung. Hg. v. Jochen Vogt. Bd. 2. München 1971, S. 356–371, hier S. 357.
 
29
Hanauska: Detektiv (wie Anm. 27), S. 224.
 
30
Lessenich: Neben uns die Sintflut (wie Anm. 17), S. 20.
 
31
Ebd., S. 17.
 
32
Axel Goodbody: Frame Analysis and the Literature of Climate Change. In: Literature, Ecology, Ethics. Hg. v. Timo Müller u. Michael Sauter. Heidelberg 2012, S. 15–33, hier S. 16.
 
33
Vgl. Nichols: Introduction to Documentary (wie Anm. 21), S. 70.
 
34
Vgl. ebd., S. 74.
 
35
Ebd., S. 73.
 
36
Vgl. dazu grundlegend die einschlägige Monografie von Simone Winko: Kodierte Gefühle. Zu einer Poetik der Emotionen in lyrischen und poetologischen Texten um 1900. Berlin 2003.
 
37
Andrea Zupaniac: Die Darstellung der Armut in der deutschen Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts. In: ArmutsZeugnisse. Die Darstellung der Armut in der deutschen Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts. Hg. v. Andrea Zupaniac. Berlin 1995, S. 11–28, hier S. 11.
 
38
Eugen Drewermann: Hänsel und Gretel, Aschenputtel, Der Wolf und die sieben Geißlein. Grimms Märchen tiefenpsychologisch gedeutet. 2. Aufl. München 2003, S. 18.
 
39
Ebd., S. 18 f.
 
40
Ebd., S. 18.
 
41
Ebd., S. 20.
 
42
Georg Wimmer: Kinderarbeit – Ein Tabu. Mythen, Fakten, Perspektiven. Wien 2015, S. 77. Vgl. ferner in diesem Zusammenhang: Benjamin Pütter: Kleine Hände – Großer Profit. Kinderarbeit: Welches ungeahnte Leid sich in unserer Warenwelt verbirgt. 2. Aufl. München 2017.
 
43
Vgl. dazu erneut Nichols: Introduction to Documentary (wie Anm. 21), S. 42.
 
44
Vgl. dazu die Homepage der Autorin, die zudem eine ganze Reihe von Unterrichtsmaterial zum Thema Kinderarbeit zur Verfügung stellt. Online im Internet unter URL: https://​tarasullivanbook​s.​com/​ (Stand: 8.09.2020).
 
45
Hiermit geht ein ‚Um-Denken‘ der globalen Landkarte einher, das auch Lessenich beschreibt: „Was sich aus unserer Sicht, an der ‚Peripherie‘ der Welt abspielt, an den Außenposten des globalen Kapitalismus, verweist zurück auf das Zentrum des Geschehens oder, genauer: auf die gesellschaftlichen Verhältnisse in jenen Regionen, die sich für den Nabel der Welt halten und ihre Machtposition im wirtschaftlichen und politischen Weltsystem nutzen, um die Spielregeln vorzugeben, an die andere sich halten müssen und deren Folgen andernorts spürbar werden.“ Lessenich: Neben uns die Sintflut (wie Anm. 17), S. 13.
 
46
Zum Begriff der ‚Welterzeugung‘ vgl. Nelson Goodman: Weisen der Welterzeugung. Frankfurt am Main 1984.
 
47
Christian Moser/Linda Simonis: Einleitung. Das globale Imaginäre. In: Figuren des Globalen. Weltbezug und Welterzeugung in Literatur, Kunst und Medien. Göttingen 2014, S. 11–22, hier S. 13.
 
48
Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation. Frankfurt am Main 1984, S. 63.
 
Metadaten
Titel
Kinderarbeit und neoimperiale Lebensweise im Zeitalter der Globalisierung
verfasst von
Claudia Lillge
Copyright-Jahr
2022
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36320-8_11

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