Zukunft der Produktion

Deutschlands Wirtschaftsleistung ist so stark wie in keinem anderen westlichen Industrieland auf die Produktion von Gütern ausgerichtet. Trotz des vielfach propagierten Wandels von der Industrie- zur Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft zeigen die Fakten: Die Produktion ist noch immer das Rückgrat des deutschen Wohlstands. Etwa 7,7 Mio. Arbeitsplätze sind heute in Deutschland direkt in der Produktion vorzufinden. Weitere ca. 7,1 Mio. Arbeitsplätze bestehen im Umfeld der Produktion in Bereichen wie der Logistik, der Informationstechnik etc. und sind direkt abhängig von der Produktion.

Ein Vorhaben, das sich zum Ziel gesetzt hat, Anstöße für eine zukünftige Weiterentwicklung der Produktionstechnologie in Deutschland zu geben, muss sich zunächst mit der Vielfalt der Produktion vertraut machen. Ausgehend von dem so definierten Produktionsbegriff wird die Bedeutung von Produktion in Deutschland im internationalen Kontext analysiert und deren wichtigste Herausforderungen dargestellt.

Ständig durchkämmen Management-„Gurus“ die Welt auf der Jagd nach der nächsten Strategie für erfolgreiche Produktion. Vor 20 Jahren waren diese Erfolgsrezepte auf den japanischen Lean Gedanken fixiert, heute sind es oftmals schon strategische Ansätze aus China und Indien. Ganz unruhige Zeitgeister propagieren bereits das Saigon- oder Zulu-Management!

Zur Umsetzung des vorgestellten Leitbildes wurde eine Vielzahl von Forschungsthemen identifiziert, deren Ergebnisse und Umsetzung im industriellen Alltag zur Erhaltung des Produktionsstandortes Deutschland führen wird. Diese große Anzahl an Themen wurde entsprechend ihrer Zugehörigkeit jeweils einem der vier definierten Aktionsfelder zugeordnet, die im Folgenden ausführlich erläutert werden. Zu Beginn werden die für das jeweilige Aktionsfeld relevanten Herausforderungen durch die Megatrends dargestellt, die unsere zukünftige Denk- und Handlungsweise im Aktionsfeld beeinflussen werden und einen entsprechenden Paradigmenwandel auslösen. Im Anschluss folgt die Darstellung der Themen. Zur strukturierten Erläuterung sind die vier Aktionsfelder jeweils in mehrere Forschungsfelder untergliedert, die wiederum die konkreten Forschungsbedarfe beinhalten.

Die im vorangegangenen Kapitel dargestellten Forschungsbedarfe sind sehr vielfältig und vor allem mit Bezug auf Unternehmens- und Funktionsbereiche ermittelt worden. Bei der Analyse dieser Forschungsbedarfe zeigt sich allerdings, dass über verschiedene Aktionsfelder hinweg vergleichbare und auf ähnliche Ziele gerichtete Themenkomplexe existieren. Um dieser Tatsache Rechnung zu tragen, wurden 20 prioritäre Forschungsbedarfe ermittelt, die eine gemeinsame übergeordnete Zielsetzung verfolgen.

Die ermittelten prioritären Forschungsbedarfe zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass Grenzen zwischen Technologien und Disziplinen immer mehr verschwimmen. Vor dem Hintergrund dieser bereits als Megatrend beschriebenen „Technologiedurchdringung“ bekommen Kooperationen und interdisziplinäre Forschung ein vollkommen neues Gewicht. So werden zukünftig Produktionstechnologien, Werkstofftechnologien, Biotechnologien, Nanotechnologien, Mikrosystemtechnologien, Informations-, Kommunikationstechnologien und viele weitere Technologien vernetzt angewandt und ganzheitlich weiterentwickelt werden müssen. Der Frage nach der Art und Weise der Bündelung verteilter Kompetenzen kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. Sicher ist, dass die Produktion diesbezüglich eine Schlüsselfunktion innehat. Denn die Produktion ist zum einen der Befähiger, um neue Entwicklungen anderer Technologien marktfähig zu machen, und zum anderen ein Hauptnutznießer von Durchbrüchen anderer Technologien.

Die zunehmende Bedeutung disziplinübergreifender Kooperationen und die Zusammenarbeit von Unternehmen und Forschungsinstituten ist nachgewiesener Maßen entscheidend, um exzellente und praxisnahe Forschungsergebnisse in der Produktionstechnik zu erzielen. Die besten Innovationen werden nur erreicht, wenn das verfügbare Know-how aus allen erforderlichen Fachrichtungen in einem Forschungsprojekt gebündelt wird.